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<   >Nine Uncritical Pieces for Piano
  
Jahr1968
SätzeSegments - Careless Canon - Little Variations - Careless Canon 2 - Blues - Careless Canon 3 - Song without Words - Careless Canon 4 - Loose Ends
Dauer20'
VerlagDoblinger
Uraufführung24.11.72 Wien, Musikverein (Brahms-Saal): Marion Barnum
TonaufnahmeStudioaufnahme ORF Wien, Klara Baranyi; CD (Preiser): Lise Nadel, Klavier
 
Über das Werk Die "Neun unkritischen Stücken" wurden zu einer Zeit geschrieben, als ich dachte, ich stünde mir durch übermäßige Kritik selbst im Wege. Ich wollte mich daher einfach an den Schreibtisch setzen und so schnell es bei meinen anderen Verpflichtungen ging, ein paar Klavierstücke aus dem Ärmel schütteln; selbstverständlich nicht ohne zu denken, wohl aber ohne zu viel nachzudenken. Dass es anders kam, dass die "Neun unkritischen Stücke" zu einem einigermaßen komplizierten Werk wurden, ist eine jener kleiner Ironien, mit denen die Musik so reichlich gesegnet ist.
"Segmente" sind verschieden-lange Abschnitte, die einander nicht unverwandt sind. Hier wird das Material - eine Zwölftonreihe - vorgestellt und zum ersten Mal verarbeitet. "Sorgloser Kanon Nr.1" ist ein einfacher Kanon in der Oktave, wobei die zweite Stimme sich nicht ganz schulmäßig benimmt: unbekümmert holt sie bis zum Schluss einige Taktteile auf. Ich war unkritisch genug, dies durchgehen zu lassen.
Die "Kleinen Variationen" gehen nicht über ein Thema, sondern über eine rhythmische Struktur, die in allen vier Variationen ganz gleich bleibt. Nur dies haben sie gemeinsam, alles andere ist eben Variation.
"Sorgloser Kanon Nr.2" ist ein Spiegelkanon auf der Quinte, mit gelegentlichen Zerrspiegelungen in der zweiten Stimme.
Der "Blues" ist tatsächlich ein Zwölftakter mit drei Zentren: B, Es und Fis. "Sorgloser Kanon Nr.3" ist gar nicht so sorglos. Nur - umtaufen ließ er sich nicht. Er ist ein Krebskanon (d.h. er ist gleich vom Anfang bis zur Mitte wie vom Ende bis zur Mitte); er würde vermutlich jeden Professor zufrieden stellen.
Das "Lied ohne Worte" ist eine nicht ganz ernst gemeinte Verbeugung in Richtung ähnlich betitelter Stücke aus früheren Zeiten. Ein Hinweis formeller Natur: der Rhythmus des Mittelteiles gleicht dem Rhythmus der Begleitung im ersten Teil.
"Sorgloser Kanon Nr.4" ist der noch fehlende Typus des Spiegelkrebskanons (d.h. gleich vom Anfang bis zur Mitte wie vom Ende bis zur Mitte; nur ist die zweite Hälfte auf den Kopf gestellt). Im übrigen gebärdet er sich genauso streng wie Nr.3.
"Loose Ends" sind "Überbleibseln"; eine Reprise, die sich auf die "Segmente" bezieht. Im Mittelteil scheint eine fünfte kleine Variation auf. Sie basiert auf derselben rhythmischen Struktur wie die anderen vier.

Eugene Hartzell